Über asoziale Medien und Fußballprofis wie Mike Frantz

VonDaniel Schöberl

Über asoziale Medien und Fußballprofis wie Mike Frantz

Das Sommerloch in der deutschen Medienwelt scheint weiter bestehen zu bleiben, schließlich war heute in mehreren Online-Medien die Schlagzeile zu lesen, dass sich Mike Frantz von Facebook & Co. distanziert. So ist die Website mikefrantz.de ebenso Geschichte wie auch die Facebook-Fanseite des Neu-Freiburgers.

Fußballer meiden asoziale Medien

Bei einem Interview mit bild.de äußerte sich der 27-jährige Frantz wie folgt zur aktuell bestehenden Bocklosigkeit hinsichtlich dessen Plattformen im World Wide Web:

„Ich will das nicht mehr. Erstens bin ich jetzt 27 und brauche mich nicht mehr mit einer Homepage bekannt machen. Zweitens nehmen diese Dinge wie Facebook und Twitter derart Ausmaße an – da werden Spieler teilweise richtig beleidigt.“

Auch dessen neuer Teamkollege Julian Schuster, seines Zeichens Kapitän vom SC Freiburg, liebäugelt Gerüchten zu Folge mit einem Wechsel in die Offline-Welt und überlegt julianschuster.de ebenfalls komplett abzuschalten. Vielleicht gar nicht so verkehrt, nimmt man einige Beispiele aus jüngster Vergangenheit etwas genauer unter die Lupe.

Nutznießer, Shitstorms und wie man als Profi nicht auftreten sollte

Die Beleidigungen, die Mike Frantz gegenüber bild.de erwähnt hatte und welche sich in unseren Gefilden schnell mal zu einem schwer einfangbaren Shitstorm entwickeln, sind nicht nur rufschädigend, sondern auch äußerst lästig. Ein Lied davon singen kann der ehemalige Nationalspieler Stefan Kießling, der sich nach dem Phantomtor gegen Hoffenheim rüden Beschimpfungen auf Facebook hingeben musste und sich gezwungen sah, die Fanseite zeitweise offline zu setzen.

Sich selbst ins Aus katapultierte in der vergangenen Saison Mario Balotelli, der wegen einer Schulterverletzung nicht einsatzbereit war, auf Twitter allerdings zeitgleich ein Bild beim Tischtennis spielen veröffentlichte. Die Folge war eine kurzzeitige Suspendierung. Immerhin ist der Auftritt des Italieniers im Social Web dadurch noch authentischer geworden.

Die Medien zehren wohl am meisten von den privaten und nicht immer überdachten Beiträgen, die Sportstars ins Social Web stellen. Nicht nur, dass unsere WM-Heldem teilweise unbedacht freizügige Urlaubsfotos posten, auch Fans mutieren schlichtweg zu Teilzeitpaparazzis und veröffentlichen Schnappschüsse, die nicht für jedermann von Vorteil sind.

Asoziale Medien entstehen somit nicht zwingend durch das eigene Verschulden der Fußballprofis. Dennoch sind sie diejenigen, die oftmals den Unmut anderer abgekommen – und das nicht selten auf den eigenen Plattformen. Aus dieser Perspektive gesehen ist die Handlung von Mike Frantz also durchaus nachvollziehbar.

Auf die richtige Nutzung kommt es an

Um Shitstorms und wüste Beleidigungen zu vermeiden, kommt es sowohl auf die richtige Nutzung der Plattformen und Fingerspitzengefühl an. Bestes Beispiel hierfür ist Schweinigate, bei dem nicht nur Bastian Schweinsteiger (im Nachhinein), sondern auch Kevin Großkreutz und der BVB absolut souverän agiert haben.

Dass es auch jede Menge Zuspruch über das Internet geben kann, zeigte sich nach dem Outing von Thomas Hitzlsperger. Anstatt ihn zu beschimpfen (was auch völliger Quatsch gewesen wäre), gab es Lob für seine Bekanntmachung von Fans aus der ganzen Welt. Ein Tabuthema, das plötzlich Beachtung unter den Fußballfans fand.

Ob bei der Pflege der sozialen Netzwerke vermehrt Berater oder Agenturen die Finger im Spiel haben, spielt hier keine allzu große Rolle. Wen es aber interessiert, der kann sich gerne nochmal die Sportnetzschau mit mir anschauen, bei der diese Thematik aufgegriffen wurde.

Social Media sind kein Muss für Fußballprofis

Welches Netzwerk genutzt wird, inwieweit Hilfe von Dritten für die Pflege in Anspruch genommen wird und welche Informationen publiziert werden, muss jeder Sportler für sich entscheiden. Fest steht, dass eine Webseite und diverse Präsenzen in sozialen Netzwerken dazu verhelfen, das eigene Image zu stärken und sich als Marke zu etablieren, ohne großen Aufwand betreiben zu müssen.

Die Gefahr für negative Kritik ist dabei stets vorhanden. Dessen ist sich Mike Frantz bewusst, weshalb er mit seiner Handlung auf Nummer sicher ging. Komplett will er auf die sozialen Medien allerdings nicht verzichten, denn auf Instagram wird er auch in Zukunft fleißig Fotos hochladen.

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