Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokführer, kurz GDL, ist in vollem Gange und bewegt die Massen, auch wenn die Deutsche Bahn dadurch eigentlich eher still steht. Anhand der sozialen Netzwerken, allen voran Twitter mit seinen Hashtags #gdlstreik und #bahnstreik, wird das Ausmaß des Unmuts der Reisenden und Pendler deutlich.
Wer beim GDL-Streik als Sieger hervorgeht, bleibt abzuwarten, obwohl die Deutsche Bahn im Gegensatz zur GDL in Sachen Sympathie die Nase vorn hat. Und von Siegern kann man beim wiederkehrenden Disput der beiden eigentlich nicht wirklich sprechen. Denn diesen Titel haben sich bereits andere Marken gesichert, die aus dem andauernden Streik schon jetzt einen Mehrwert gewonnen haben, vor allem was die Viralität im Social Web betrifft. Welche das sind, möchte ich euch anhand ihrer durchaus kreativen Beitrage in den sozialen Medien kurz vorstellen:
Das Unternehmen, das eigentlich Autos vermietet, ist mit der Agentur Jung von Matt im Kreativbereich besonders gut aufgestellt. Kein Wunder, dass Sixt Profit aus der misslichen Lage der GDL und der Deutschen Bahn schlägt und den Gewerkschaftsführer Claus Weselsky mit der Wahl zum „Mitarbeiter des Monats“ gehörig aufs Korn nimmt.
Wie schon im Fall von Sixt hat auch MyTaxi seine Chance gewittert und auf Spiegel Online ein Banner geschaltet, welches anstatt Zügen viele Taxis durchs Bild sausen lässt. Zudem gibt es bei der Nennung des Aktionscodes „Bahnstreik“ fünf Euro Rabatt und mit dem Satz „Sänk ju for trävelling wiss mytaxi“ einen zusätzlichen Tritt in den Hintern für das Team um Bahn-Vorstand Rüdiger Grube.
In meinem Reiseblog rucksacktraeger.com hatte ich MeinFernbus vor kurzem noch wegen unzureichender Kundenbetreuung über Twitter kritisiert. Anders als noch vor ein paar Wochen haben sie nun die Chance gewittert, den Bahnstreik gewinnbringend für sich zu nutzen und folgenden Tweet veröffentlicht, der Retweets im zweistelligen Bereich erlangt hat.
Wir bringen euch trotz #Bahnstreik ans Ziel & stellen Zusatzbusse ein. Bucht jetzt bei MeinFernbus: http://t.co/NHxIeIi52z
— MeinFernbus (@MEINFERNBUS) 4. November 2014
Neben Sixt hat sich auch die Autovermietung Europcar einen Heidenspaß aus dem Streik gemacht und gleich mehrere Tweets mit Wortspielereien veröffentlicht. Neben Lokangebot Mietwagen und Zu(g)verlässig unterwegs punkteten aber vor allem die folgenden Wortfetzen bei den Internetnutzern.
Bahnbrechende Mobilität: http://t.co/LG0KgHnRmZ #gdl #gdlstreik #bahnstreik pic.twitter.com/LyJF3KAd14 — Europcar Germany (@EC_Germany) 4. November 2014
Auf den Tweet von Gore-Tex, der leider nicht viral ging, aber deswegen nicht weniger teilenswert als seine Vorgänger ist, bin ich über das Twitter-Profil meiner ehemaligen Kommilitonin Annika gestoßen. Vielleicht war den Twitterati die Message dann doch zu werbelastig.
#Bahnstreik #GuaranteedToKeepYouDry pic.twitter.com/7IlH6UFRol
— GORE-TEX Products EU (@GORETEXeu) 6. November 2014
Alles andere als konservativ hat das Bistum Mainz durch einen Eintrag auf Twitter auf den GDL-Streik reagiert, der sicherlich auch einigen Nicht-Christen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Gerne mehr solcher humorvoller Inhalte, liebe katholische Kirche.
#gdlstreik? #Bahnstreik? Unsere Züge fallen nicht aus!#SanktMartin /mit @BistumEssen @bistum_trier @ErzbistumHH u.a. pic.twitter.com/mx2abBuntw
— Bistum Mainz (@BistumMainz) 6. November 2014
Zu guter Letzt schoss auch ProSieben Maxx gegen die GDL und schickte den Lokführer Lukas aus dem Lummerland ins Rennen. Warum auch nicht, schließlich ist Lukas das Paradebeispiel für einen motivierten Bahnangestellten. Stets gut gelaunt hatte er niemals auch nur daran gedacht, zu streiken.
Liebe #Lokfuehrer – wir denken heute an Lukas den Lokomotivführer. Der hat NIE gestreikt #gdlstreik #LukasLokfuehrer pic.twitter.com/l8aFlI06aK — ProSieben MAXX (@ProSiebenMAXX) 5. November 2014
Die genannten Marken haben nicht nur das Potenzial des GDL-Streiks früh erkannt, sondern auch das eines möglichen viralen Effektes. Natürlich halten sich die Werte der geteilten Facebook-Posts und Tweets in Grenzen, allerdings waren die Faktoren für ein erfolgreiches Viral mit dem Entertainmentfaktor, einer ungewöhnlichen Idee, dem Überraschungseffekt, einer klaren Botschaft und einer gehörigen Portion Humor definitiv gegeben.
Die obigen Beispiele haben gezeigt, wie einfach und schnell die gewünschte Zielgruppe erreicht beziehungsweise eine große Reichweite erzielt werden kann, ohne großen Aufwand zu betreiben oder Unmengen an Geld auszugeben. Für mich bestätigt sich wieder einmal, wie toll doch diese sozialen Medien sind, auch wenn Internet-Deutschland in diesem Bereich international noch immer hinterherhinkt.
Wenn ihr weitere Marken oder Unternehmen kennt, die sich den GDL-Streik durch lustige Postings zunutze gemacht haben, dann freue ich mich über eure Kommentare.
Über den Autor