FIFA: „Will niemand verantworten“ – so lautete vor einigen Minuten die Überschrift auf Seite 213 im Teletext auf Sport1. Mal abgesehen davon, dass ich ein großer Videotext-Fan bin, hat mich der Artikel doch sehr aufgewühlt, denn es geht darin um die umstrittene Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2022 an Katar.
Dass eine Weltmeisterschaft im Wüstenstaat weder nachhaltig noch gesund ist steht völlig außer Frage. Doch warum hat das Emirat damals überhaupt den Zuschlag für die Ausrichtung bekommen? Eine ehrliche Antwort darauf werden wir Fans des gepflegten Rasensports wohl nie bekommen.
Die Zweifel an der WM in Katar sind enorm
In dem besagten Artikel war unter anderem zu lesen, dass mittlerweile sogar Theo Zwanziger an der Austragung der WM in acht Jahren zweifle, wie bereits sein Zitat in der Teletext-Überschrift andeutete. In der Sport Bild Plus äußerte er sich zudem wie folgt: „Die Mediziner sagen – und das habe ich im Protokoll festhalten lassen -, dass sie nicht verantworten können, dass unter diesen Bedingungen eine WM stattfindet“. Dabei sei erwähnt, dass der ehemalige DFB-Präsident selbst ein Teil des FIFA-Exekutivkomitees ist.
Laut der besagten Mediziner könne die Hitze in Katar lebensbedrohlich für die Spieler sein. War das nicht schon vorher bekannt, schließlich gab es bereits im März die Meldung, dass bis dato mehr als 1.200 Arbeiter bei Bauarbeiten rund um die Weltmeisterschaft ums Leben gekommen sind? Die unmenschlichen Temperaturen hatten daran sehr großen Anteil.
Traurig! RT @andreaswillcom: Angeblich bereits 1.200 Tote Arbeiter auf den Baustellen zur Fifa-WM 2022 in #Katar http://t.co/FhJsgPYgxX
— Daniel Schöberl (@danielschoeberl) March 21, 2014
Auf Spiegel Online ist Mitte Mai gar ein Artikel über Sepp Blatter erschienen, der gestand, hinsichtlich der WM-Vergabe einen Fehler gemacht zu haben: „Sicher war es ein Fehler! Aber wissen Sie, man macht viele Fehler im Leben.“ Ein kluger Satz, doch heißt es im Volksmund nicht auch „Der Klügere gibt nach“? Um zurückzurudern scheint er sich momentan leider noch immer zu stolz zu sein.
Mit meiner Meinung bin ich nicht alleine
Nachdem ich in diesem Jahr meine zweite Fußball Weltmeisterschaft in Folge auf ausländischem Boden erleben und wahre Fußballfeste feiern durfte, bin ich am Zweifeln, ob ich den nächsten beiden Großereignissen beiwohnen werde. Russland hat durchaus seinen Reiz, ist seit der Olympiade 2014 aber ebenfalls nicht ganz unumstritten – aber Katar? Nichts gegen Land und Leute, die ich bei einem Kurzbesuch als überaus nett empfand. Es ist vielmehr die Wut über den Gedanken eine WM in der Wüste stattfinden zu lassen.
Ähnlich wie mir geht es vielen Fußballverrückten aus aller Welt, die ich während der WM in Brasilien getroffen habe. Viele, die bereits einige Weltmeisterschaften auf dem Buckel hatten, fanden die Frage, ob sie zur WM 2022 nach Katar gehen, fast schon unverschämt. Es sind nicht nur die vielen Menschen, die bereits in der Hitze grundlos sterben mussten, welche die Fans mürrisch stimmen. Es ist vor allem auch diese unerträgliche Hitze, die das Fußball spielen fast unmöglich macht und die Gesundheit der Spieler gefährdet. Und dann gibt es ja noch das Problem mit der fehlenden Nachhaltigkeit in Bezug auf die überteuerten Arenen.
Wie die FIFA handeln wird bleibt abzuwarten
Letztendlich liegt die Entscheidung, die WM in Katar durchzuführen, einzig und allein bei der FIFA. Ein Theo Zwanziger hat bereits einen Anfang gemacht und die WM 2022 in Katar indirekt für schwachsinnig erklärt. Warum springt also nicht auch endlich ein Sepp Blatter, der bereits Fehler eingestanden hat, über seinen Schatten und gibt Katar einen Korb? Millionen von Fußball-Fans auf dieser Welt hätten sicherlich nichts dagegen, ebenso wenig wie die schwer schuftenden Arbeiter und deren Familien.
[…] im September hatte ich mich über die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 ausgelassen. Es fehlt mir einfach das Verständnis, warum ein Land das halb so groß wie Hessen […]
[…] denn nach dieser Entscheidung war für mich als Fußballfan klar, dass insbesondere die Fußball Weltmeisterschaft in Katar ohne mich stattfinden werden würde. Was Russland betrifft, bin ich mir noch nicht ganz sicher. […]
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