Der tragische Tod von Robert Enke ist bereits mehr als sechs Jahre her, doch aus den K\u00f6pfen ist das Ungl\u00fcck noch\u00a0l\u00e4ngst nicht, zumindest bei einem Gro\u00dfteil der\u00a0deutschen Fu\u00dfballfans. So auch bei mir, weshalb ich eine Sendung von Markus Lanz zum Anlass nahm, an den fr\u00fcheren Nationaltorwart zu gedENKEn und mir mit Robert Enke: Ein allzu kurzes Leben<\/em>\u00a0im Anschluss an die Talkrunde ein Buch bestellte, das mich so sehr fesselte, einen Blogbeitrag dar\u00fcber zu schreiben.\u00a0<\/strong><\/p>\n <\/p>\n Es war der 10. November, als um 20:30 Uhr meine damalige Mitbewohnerin aufgel\u00f6st in mein Zimmer st\u00fcrmte und mir mitteilte, dass Enke gestorben w\u00e4re. Damals studierte ich in Salzgitter Sportmanagement und wusste trotz meiner gro\u00dfen Affinit\u00e4t zum Fu\u00dfball anfangs gar nicht, wie ich die Begriffe Enke<\/em> und Tod <\/em>miteinander in Verbindung setzen sollte. Zu absurd waren die Gedanken, das die f\u00fcr mich damals klare Nummer eins unserer Nationalelf ums Leben gekommen sei.<\/p>\n Etwas verwirrt habe ich daraufhin ein Sportportal im Internet ge\u00f6ffnet, wo kurz und knackig geschrieben war „Robert Enke ist tot!“<\/em>. Warum ich heute noch wei\u00df, was damals geschah, liegt unter anderem daran, dass ich bereits vor sechs Jahren einen Blogbeitrag \u00fcber die Trag\u00f6die um Robert Enke<\/a> auf meinem damaligen Sportblog ver\u00f6ffentlichte. Doch\u00a0an die Bilder, als meine Mitbewohnerin in mein Zimmer st\u00fcrmte, kann ich mich\u00a0auch heute noch genau erinnern.<\/p>\n Robert Enkes Todestag<\/a> ist der 10. November 2009. Jedes Jahr wird \u00fcber verschiedene Webseiten und die sozialen Medien an den geb\u00fcrtigen Jenaer, der an schweren Depressionen litt, erinnert. So auch am 25. November als ich eher zuf\u00e4llig im ZDF bei Markus Lanz (zur Sendung) landete, wo mit Martin Kind, Florian Fromlowitz und Oliver Pocher\u00a0eine Talkrunde aufgeboten wurde, die auf Grund ihrer Konstellation nur \u00fcber dieses eine Thema reden konnte.<\/p>\n Neugierig und gespannt lauschte ich den Geschichten rund um das tragische Ungl\u00fcck von sechs\u00a0Jahren zuvor, wobei mich insbesondere Florian Fromlowitz beeindruckte. Er musste nach dem Schicksalsschlag urpl\u00f6tzlich\u00a0in die Fu\u00dfstapfen von Enke treten und\u00a0erz\u00e4hlte\u00a0nicht nur von den letzten Worten, die Enke zu ihm sagte, sondern auch von einer im Anschluss an die Trag\u00f6die vollkommen traumatisierten Fu\u00dfballmannschaft.<\/p>\n Kleiner Einschub:\u00a0Lese hierzu unbedingt auch den Artikel „Robert und ich“ in der 11Freunde<\/em> von vor einem Jahr.<\/strong><\/p>\n Worauf ich eigentlich hinauswollte ist die Tatsache, dass ich durch die Sendung von Markus Lanz (ein weiteres Mal) auf das Buch „Robert Enke: Ein allzu kurzes Leben“<\/em>\u00a0von Ronald Reng aufmerksam wurde und es mir endlich auch bestellt habe.<\/p>\n Ein 425 Seiten umfassendes Buch, das mich so sehr fesselte, dass ich es innerhalb von 14 Tagen durchlesen musste, was f\u00fcr meine Lesegeschwindigkeit nahezu\u00a0weltmeisterlich ist. Daher m\u00f6chte ich im Folgenden n\u00e4her darauf eingehen, um dich davon zu \u00fcberzeugen, es selbst zu lesen.<\/p>\n Eigentlich w\u00e4re es unfair Ronald Reng als einzigen Autor zu nennen, denn ohne die Mithilfe von Teresa Enke w\u00e4re das Buch wohl nie zu Stande gekommen. Und das, obwohl Robert Enke und Ronald Reng nicht nur befreundet waren, sondern sich selbst immer wieder als Ziel gesetzt hatten, irgendwann einmal gemeinsam ein Buch \u00fcber den talentierten Torwart zu schreiben.<\/p>\n Die Biographie, die mit dem William Hill Sports Book of the Year<\/em> ausgezeichnet wurde, ist gerade deshalb so fesselnd, weil es unheimlich intime Momente aufzeigt\u00a0und einen f\u00fcr Au\u00dfenstehende detaillierten Einblick in das Leben von Robert und Teresa sowie das Tabuthema „Depressionen im Sport“ oder vielmehr Depressionen im Allgemeinen gibt.<\/p>\n Pers\u00f6nliche Gedanken der Enkes, ein Gedicht von Robert an Teresa, Ausz\u00fcge aus dem Tagebuch des ehemaligen Nationaltorh\u00fcters und Momentaufnahmen aus dem Leben des beliebten Fu\u00dfballers\u00a0durch Erz\u00e4hlungen von Freunden machen das Buch so wertvoll und mitf\u00fchlend, dass man es\u00a0nur schwer wieder zuklappen kann.<\/p>\n Wenn du mit Fu\u00dfball nichts am Hut hast, dann wirst du eher weniger\u00a0Gefallen an der Biographie finden, da es sich – wie auch das Leben von Robert Enke – fast ausschlie\u00dflich um die in unserem Lande beliebteste Sportart dreht.<\/p>\n So durchleuchtet Reng, zusammen mit Teresa, die einzelnen Stationen von Robert Enke, angefangen bei seinem Heimatclub Carl Zeiss Jena, wo er zu einem hochtalentierten Torwart heranreift. Bei den Fu\u00dfballclubs\u00a0in Gladbach und Lissabon entwickelt sich Enke schlie\u00dflich zu einem gestandenen Fu\u00dfballprofi.<\/p>\n Der Hype um ihn rei\u00dft jedoch mit seinem Wechsel zum FC Barcelona ab, wo ihn Luis van Gaal als zweiten Torwart degradiert. Tiefpunkt ist der erste Einsatz von Enke in einem Pokalspiel gegen den unterklassigen Verein Novelda Alicante<\/a>, bei dem Enke vom damaligen Mannschaftskapit\u00e4n Frank de Boer \u00f6ffentlich kritisiert wird. Ein schwarzer Tag f\u00fcr Enke, der ausschlaggebend f\u00fcr seine erste Depression ist.<\/p>\n Ein anschlie\u00dfender Wechsel nach Istanbul verschlimmert die Situation, sodass Robert Enke ein halbes Jahr ohne Spielpraxis einen Neustart auf Teneriffa wagt und langsam wieder Fu\u00df fasst, bis er in Hannover zum angesehenen Mannschaftskapit\u00e4n und Nationaltorwart avanciert. Dies war bekanntlich auch sein letzter Verein, bei dem er l\u00e4ngst Heldenstatus erreicht hat.<\/p>\n In „Robert Enke: Ein allzu kurzes Leben“<\/em> wird versucht, das Innenleben von Robert Enke so gut es geht zu beschreiben. Dabei wird deutlich, wie sich Personen mit Depressionen verhalten und wie grausam es sein muss, der Krankheit\u00a0ausgeliefert zu sein.<\/p>\n Verschlossenheit, die Angst vor Fehlern, keine Mimik, Tr\u00e4gheit, das Meiden von Menschenmengen, wenig Augenkontakt und fehlende Emotionen. Dies sind einige der Eigenschaften, die Enke w\u00e4hrend seiner Depressionen aufgewiesen hatte.<\/p>\n Die mehr als 400 Seiten der Biographie haben mich um einiges n\u00e4her an das Thema Depressionen herangef\u00fchrt.\u00a0Auch die Tatsache, dass es verschiedene Arten von Depressionen gibt und sie teils einmalig als auch ein Leben lang auftreten k\u00f6nnen, war mir vorher nicht bewusst.<\/p>\n Bei Robert Enke waren es insgesamt zwei Depressionen, wobei die erste erfolgreich \u00fcberstanden wurde und der Fu\u00dfballer f\u00fcr einige Jahre wieder ein normales Leben f\u00fchren konnte bis schlie\u00dflich die zweite, st\u00e4rkere Depression einsetzte.<\/p>\n Da Depressionen in unserer Leistungsgesellschaft oftmals noch immer als Schw\u00e4che angesehen werden, was absoluter Humbug ist, verstellen sich viele\u00a0Depressive w\u00e4hrend ihres\u00a0Krankheitsverlaufs, um die heile Welt vorzuspielen. Doch auch die Angeh\u00f6rigen und Freunde, die von der Depression wissen, m\u00fcssen mitspielen, weshalb – so steht es auch im Buch – der Depressive zum Protagonisten und die Eingeweihten zu Komparsen\u00a0mutieren.<\/p>\n Eine kurze Textpassage, die mir im Ged\u00e4chtnis geblieben ist und mir aufzeigt, wie schwer es auch f\u00fcr das Umfeld ist, mit der Krankheit zu leben.<\/p>\n Was Robert Enke in all den Jahren, nicht zuletzt auch durch den Tod seiner Tochter Lara bedingt, durchgemacht haben muss und welch gro\u00dfen \u00c4ngsten er ausgesetzt war, ist f\u00fcr Au\u00dfenstehende wie mich unvorstellbar. Auch in die Haut von Teresa und den Angeh\u00f6rigen, die w\u00e4hrend des Krankheitsverlaufs in st\u00e4ndiger Sorge lebten, m\u00f6chte niemand freiwillig schl\u00fcpfen.<\/p>\n Umso mehr ziehe ich meinen Hut davor, wie sowohl Teresa als auch die engsten Freunde mit dem Tod von Robert Enke umgehen und das Thema Depressionen und das Geschehene nicht etwa verdr\u00e4ngen,\u00a0sondern auf dem Geschehenen\u00a0aufbauen und gezielt auf die Krankheit hinweisen.<\/p>\n So ist aus dem tragischen Tod von Robert Enke und dessen Krankheit nicht nur eine\u00a0unheimlich ber\u00fchrende und nachdenklich stimmende Biographie entstanden, sondern mit der Robert Enke Stiftung auch ein Projekt, das meine vollste Hochachtung verdient. Dabei geht es insbesondere um die Aufkl\u00e4rung \u00fcber Herzkrankheiten von Kindern sowie Depressionen. Eine Stiftung, die du dir definitiv mal n\u00e4her anschauen solltest.\u00a0Unter robert-enke-stiftung.de<\/a>\u00a0findest du alle Hintergrundinformationen dazu.<\/p>\n Abschlie\u00dfend m\u00f6chte ich meinen Blogbeitrag, der eigentlich eine reine Buchrezension werden sollte, mit ein paar sch\u00f6nen Worten von Teresa Enke, die sie k\u00fcrzlich als Laudatorin beim Deutschen Engagementpreis in Berlin verlauten lie\u00df:<\/p>\n „Was, wenn man pl\u00f6tzlich abrutscht am Seil des Lebens? Wenn die Kraft fehlt, es wieder fest zu greifen? Dann braucht es die Hilfe anderer Menschen. Menschen, die Perspektiven aufzeigen, wie die eigenen Kunstst\u00fccke am Seil des Lebens wieder gelingen k\u00f6nnen.“ (Quelle: Facebook<\/a>)<\/p><\/blockquote>\nMarkus Lanz als Ausl\u00f6ser f\u00fcr Buchkauf<\/h2>\n
Ronald Reng \u00fcber das Leben von Robert Enke<\/h2>\n
R\u00fcckblick auf die Karriere\u00a0des\u00a0Nationaltorwarts<\/h2>\n
Depressionen: Ein Leben wie in der Achterbahn<\/h2>\n
Enkes Tod geht uns alle an<\/h2>\n