In den vergangenen Wochen gab es nur sehr wenig positive Meldungen über Facebook zu lesen. Ob das am Neid der Konkurrenz liegt oder einfach nur auf fehlende Ideen für neuen Content zurück zu führen ist, ist nicht ganz klar. Gewiss ist allerdings, dass diverse Blogger dem von Mark Zuckerberg gegründeten sozialen Netzwerk bereits das Ende bescheinigen. Doch wie kommt es überhaupt zu dieser Behauptung?
Ich habe die vergangenen Wochen Revue passieren lassen und mir Gedanken darüber gemacht, was denn aktuell tatsächlich bei Facebook schief läuft und für einen eventuellen Untergang verantwortlich sein könnte. Dabei kam ich auf die folgenden vier Punkte:
1. Aktien gehen den Bach runter
Seit mittlerweile 100 Tagen zerreißen sich die weltweiten Medien die Mäuler, denn genau seit diesem Zeitraum wird die äußerst umstrittene Aktie von Facebook gehandelt. Kostete ein Anteilsschein anfangs noch 38 Dollar, so ist der Wert mittlerweile fast um die Hälfte geschrumpft – ein Verlust, mit dem im Vorhinein wohl kaum jemand gerechnet hatte. Auch der Unternehmenswert reduzierte sich von starken 104 Milliarden Dollar auf geschätzte 42 Milliarden Dollar, was die einzelnen Anleger längst am Geschäftsmodell von Zuckerberg, Sandberg & Co. zweifeln lässt.
2. Anzahl der Nutzer nimmt ab
Im Juli sorgten insbesondere die Nutzerzahlen der Plattform für große Furore, denn erstmals in der Geschichte von Facebook reduzierte sich die Anzahl der aktiven User innerhalb eines Monats um mehr als 200.000.
3. Neue Funktionen und fehlendes Mitbestimmungsrecht
Was mich am Social Web persönlich vor allem begeistert ist die Schnelllebigkeit und die ständigen Weiterentwicklungen der einzelnen Netzwerke. So natürlich auch bei Facebook, doch in der Zwischenzeit gibt es eben diese Verbesserungen beinahe mehrmals täglich. Dies führt nicht nur dazu, dass man leicht den Überblick verliert und nur schwer einschätzen kann, welche Innovationen von großer Bedeutung sind. Nein, auch als einzelner Nutzer fühlt man sich einfach nur genervt, denn ein wirkliches Mitspracherecht hat man als kleiner User einfach nicht und muss alle neuen Features wohl oder übel über sich ergehen lassen.
4. Werbeanzeigen werden immer penetranter
Mit dem Abstieg der Aktien, so scheint es, versucht Facebook das an der Börse verloren gegangene Geld durch neue Werbemittel einholen zu wollen. Natürlich sind Facebook Ads weiterhin die Einnahmequelle schlechthin. Doch reicht es nicht, sich auf die bisherigen Anzeigenformate zu fokussieren? Anscheinend nicht, denn Facebook platziert seine Anzeigen mittlerweile in der Bilderansicht, im Newsstream sowie seit Neuestem auch in der Suche selbst. Das ist nicht nur äußerst penetrant, sondern nervt ebenfalls unheimlich.
Facebook noch lange nicht tot
Die obigen Punkte sprechen wohl kaum für eine positive Entwicklung von Facebook und geben durchaus Grund zu der Annahme, dass es mit dem Netzwerk auch in Zukunft steil bergab gehen wird. Ich bin jedoch der Meinung, dass Zuckerberg´s Baby nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- bis langfristig die Nummer 1 bleiben wird.
Sicherlich betrifft der rasante Abstieg der Aktie und der daraus resultierende enorme Verlust des Unternehmenswertes die Strukturen und Mitarbeiter von Facebook. Den einzelnen Nutzern ist es allerdings vollkommen egal, was an der Börse passiert, denn sie sind in keinster Weise betroffen. Zumindest noch nicht.
Ein weiterer strittiger Punkt ist der Rückgang der Nutzerzahlen im vergangenen Juni. Die Anzahl von 24 Millionen User entspricht mehr als einem Viertel der Bevölkerung Deutschlands, was eine unglaubliche Masse ist. Daher ist es aus meiner Sicht mehr als normal, wenn es innerhalb eines Monats auch mal rückläufige Zahlen gibt. Und ehrlich gesagt machen 200.000 User nicht einmal ein Prozent der Gesamtmasse aus. Warum also gleich tiefstapeln?
Mit Twitter und Google+ hat Facebook in den vergangenen Monaten starke Konkurrenz bekommen, doch wirklich gefährlich werden beide Netzwerke dem Branchenprimus nicht. Das lässt sich daran belegen, dass sich der Mikroblogging-Service Twitter von seiner Funktionsweise komplett von Facebook unterscheidet. Google+ hingegen ist in Bezug auf die einzelnen Tools Facebook meiner Meinung nach meilenweit voraus, allerdings hat das Netzwerk ein riesiges Problem: Es ist einfach (noch) kein Freunde-Netzwerk und wird es in Zukunft auch nicht werden, denn die gewünschte Zielgruppe befindet sich auf Facebook.
Beruft man sich nochmals auf die These „Facebook ist tot“, so ist diese aus meiner Sicht völlig übertrieben. Selbst die VZ-Netzwerke und Myspace existieren noch immer, obwohl deren Nutzerzahlen seit vielen Monaten steil bergab gehen und sie nie über eine annähernd so hohe Fanbasis wie Facebook verfügt haben. Schon jetzt über ein Ende von Facebook zu diskutieren ist also absoluter Quatsch!
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