Sepp Blatter bleibt Präsident: Ein trauriger Tag für den Weltfußball

VonDaniel Schöberl

Sepp Blatter bleibt Präsident: Ein trauriger Tag für den Weltfußball

2014 durfte ich meine dritte Fußball Weltmeisterschaft in Folge vor Ort verfolgen. Erlebnisse, die mir keiner mehr nehmen wird und die ich sicherlich auch nicht mehr vergessen werde. Ganz unumstritten waren diese sportlichen Großveranstaltungen nie. Doch den Supergau und ein nicht abzusehendes Ende eines korrupten Verbandes wurde heute erreicht, denn Sepp Blatter wurde erneut zum FIFA-Präsidenten gewählt.

Transparenz und neue Reformen waren die Versprechen von Sepp Blatter vor der heutigen Wahl. Fast schon verwundernd, dass der alte und neue FIFA-Präsident nach diesem Wahlversprechen überhaupt noch Stimmen bekommen hat, denn Transparenz wird es bei der FIFA ebenso wenig geben, wie neue Reformen. Dafür ist der Weltverband viel zu korrupt, was der 27. Mai als vermummte Polizisten die FIFA-Zentrale stürmten und sieben Funktionäre abeführt haben, eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.

Der 79-Jährige Sepp Blatter war davon ebenso überrascht wie die Abermillionen Fußballfans auf diesem Planeten. Dass er von den Machenschaften seiner Kollegen, unter denen auch zwei Vizepräsidenten waren, nichts gewusst haben soll, ist eine Farce. Noch schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass sich der Schweizer ein weiteres Mal für die Präsidentschaftswahl aufstellen lassen hat und sich selbst als Unschuldslamm und künftigen Retter des Verbandes sieht.

Wie kann man einen Sepp Blatter nur wählen?

Warum man überhaupt auf den Gedanken kommt, einen Sepp Blatter zu wählen, der nach eigenen Aussagen rein gar nichts mit den Korruptionsvorwürfen hinsichtlich der WM-Vergaben nach Russland und Katar am Hut hat, aber irgendwie doch mitentschieden hat, ist mir schleierhaft. War da etwa doch ein bisschen Kleingeld im Spiel? Keineswegs, denn die FIFA ist sauber, wie auch ihr Präsident.

Und mal ehrlich: Wer will nicht gerne eine Fußball Weltmeisterschaft in einem freien und von Demokratie besessenen Land wie Russland und einem so fußballbegeisterten Wüstenstaat wie Katar, in denen selbst unser Kaiser Franz Beckenbauer nie einen Sklaven gesehen hat, sehen? Ich jedenfalls nicht.

Schon damals, nach den WM-Vergaben, habe ich nur mit dem Kopf geschüttelt, denn nach dieser Entscheidung war für mich als Fußballfan klar, dass insbesondere die Fußball Weltmeisterschaft in Katar ohne mich stattfinden werden würde. Was Russland betrifft, bin ich mir noch nicht ganz sicher. Sollte Putin Blatter bis dahin noch immer Präsident sein, würde ich wohlwollend auf eine Teilnahme als frenetischer Anhänger unserer DFB-Elf verzichten. Die Motivation einem Verband das Geld in den Allerwertesten zu schieben, wäre dahin.

Sponsoren setzen ein Zeichen

Die Korruptionsvorwürfe und die Festnahmen – dem FBI sei Dank – kamen auch bei den Sponsoren weniger gut an, schließlich wollen diese als Geldgeber nur ungern mit Geldschiebern in Verbindung gebracht werden. Die Verträge von Sony und der Airline Emirates sind bereits Ende des vergangenen Jahres ausgelaufen, was unter anderem an den Korruptionsvorwürfen hinsichtlich der WM-Vergaben nach Russland und Katar lag sowie den menschenverachtenden Bedingungen, die dort teilweise herrschten.

Spätestens seit vorgestern, dem Tag der Festnahme einiger Funktionäre, wird ein Ausstieg auch bei anderen Sponsoren heiß diskutiert werden. Hyundai, VISA und Coca-Cola sind bereits ins Grübeln gekommen, wie ich in einem lesenswerten Beitrag zur FIFA-Korruptionsaffäre im Blog von Andreas Will erfahren habe, denn alles andere wäre unklug, geschäfts- und vor allem imageschädigend für sie.

Vielleicht hat die Wiederwahl Blatters heute ihr übriges getan und die Sponsoren indirekt zum Ausstieg gezwungen. Unmengen an Sympathiepunkten wären ihnen dadurch bei den Fußballfans aus der ganzen Welt gewiss. Also liebe Sponsoren, macht euch die Hände nicht schmutzig, dreht den Geldhahn zu und zwingt die FIFA zu einer Umstrukturierung und zwar ohne einen gewissen Sepp Blatter.

Man soll aufhören, wenn´s am schönsten ist

In einem gestrigen Gespräch mit einer Bekannten, die bei der FIFA in der Schweiz arbeitete, ließ diese nur wenig positive Worte gegenüber ihres damaligen Arbeitgebers fallen. So waren die Hierarchien nicht nur extrem straff. Auch die Zusammenarbeit mit einem gewissen Herrn Blatter war beschwerlich, da der ehemalige Funktionär des Schweizer Eishockeyverbandes seinem Handwerk scheinbar eher abgeschirmt und egoistisch anstatt aufgeschlossen und teamfähig nachging. Kein Wunder, dass sie nach einem guten Monat genug hatte und kündigte.

Über das Privatleben von Sepp Blatter zu urteilen steht mir nicht zu. Ich kenne ihn nicht und bin mir auch nicht sicher, ob ich ihm jemals gegenüber stehen will. Ein schönes Loblied an unseren wiedergewählten FIFA-Präsidenten gibt es auf Lizas Welt in einem überaus amüsanten Artikel zu lesen, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet, sofern ihr wissen wollt, was der Sepp doch eigentlich für ein guter Mensch ist.

Es gibt die Floskel, dass man aufhören soll, wenn´s am schönsten ist. Nicht, dass bei der FIFA gerade der Höhepunkt erreicht wäre. Ich denke allerdings, dass die FIFA an einem Punkt angelangt ist, an dem es in dieser Konstellation einfach nicht mehr besser wird, sondern nur noch bergab geht. Daher mein Tipp: Bitte aufhören!

Also, liebe Funktionäre, geht doch einfach nach Hause und macht den Weg frei für neue Kräfte, denen die Worte Transparenz und Reformen endlich authentisch von den Lippen abzulesen sind. Euch ist auch keiner böse, wenn ihr der FIFA den Rücken kehrt. Ganz im Gegenteil, der Weltfußball braucht euch mehr denn je, nämlich gar nicht.

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Daniel Schöberl administrator

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